Idiopathische Lungenfibrose: Nerandomilast verlangsamt Lungenfunktionsverlust
Nerandomilast ist ein Inhibitor der Phosphodiesterase 4B mit antifibrotischer und immunmodulatorischer Wirkung und konnte in einer Phase-II-Studie bei idiopathischer Lungenfibrose über 12 Wochen die Lungenfunktion stabilisieren. Richeldi et al. wollten nun im nächsten Schritt mehr über Sicherheit und Wirksamkeit von Nerandomilast über einen längeren Zeitraum erfahren und kommen in ihrer Phase-III-Studie zu einem positiven Fazit.
Nerandomilast zählt zur Gruppe der Phosphodiesterase-Inhibitoren mit antifibrotischer und immunmodulatorischer Wirkung und konnte in einer Phase-II-Studie bei Patient*innen mit idiopathischer Lungenfibrose nach 12 Wochen die Lungenfunktion stabilisieren. Richeldi et al. wollten nun auf Basis dieser positiven Ergebnisse einen Schritt weitergehen und haben eine entsprechende Phase-III-Studie durchgeführt. Dabei legten sie ihr Augenmerk vor allem auf die Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit von Nerandomilast in 2 verschiedenen Dosierungen und konzentrierten sich auf die Veränderungen der forcierten Vitalkapazität.
Die multizentrische, randomisierte und doppelblinde FIBRONEER-IPF-Studie fand unter anderem in Zentren in Deutschland, Italien und den USA statt und schloss erwachsene Patient*innen mit idiopathischer Lungenfibrose ein. Sie erhielten dann nach der Randomisierung im Verhältnis 1:1:1 eine zweimal tägliche orale Therapie mit 18mg Nerandomilast, 9mg Nerandomilast oder mit einem Placebo. Die Stratifizierung erfolgte auf Basis der antifibrotischen Hintergrundtherapie.
Diarrhoe als häufigste Nebenwirkung
Insgesamt konnten 1177 Patient*innen im Rahmen der Randomisierung berücksichtigt werden. 77,7% von ihnen wurden zum Zeitpunkt des Studienbeginns mit Nintedanib oder mit Pirfenidon behandelt. Sie waren durchschnittlich 70 Jahre alt mit einem gruppenabhängigen Männeranteil zwischen 81 und 86%.
Im Hauptergebnis zeigten Patient*innen der beiden Gruppen mit Nerandomilast im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine deutlich geringere Veränderung der forcierten Vitalkapazität. Die Unterschiede von gerundet 69ml zwischen der Gruppe mit Nerandomilast 18mg und der Placebo-Gruppe sowie von 45ml zwischen einer Therapie mit Nerandomilast 9mg und Placebo waren dabei statistisch signifikant.
Als häufigste Nebenwirkung beobachtete das Forschungsteam in beiden Wirkstoffgruppen Diarrhoe mit 41% bei 18mg und 31% bei 9mg. Für schwere Nebenwirkungen registrierten die Autor*innen eine gleichmäßige Verteilung zwischen allen Gruppen. In Bezug auf die sekundären Endpunkte ergaben sich keine statistisch bedeutsamen Unterschiede.
Richeldi et al. ziehen auf Grundlage dieser Ergebnisse ein positives Fazit und konnten durch eine zweimal tägliche orale Therapie mit Nerandomilast in 2 unterschiedlichen Dosierungen im Vergleich zur Scheintherapie eine Verlangsamung des Lungenfunktionsverlustes bei idiopathischer Lungenfibrose belegen. Aufgrund eines vertretbaren Sicherheitsprofils mit Diarrhoe als häufigster Nebenwirkung sprechen sie folglich von einer wirksamen und sicheren neuen Therapieoptionen.
Fazit:
In dieser Phase-III-Studie mit Patient*innen mit idiopathischer Lungenfibrose führte eine orale Therapie mit dem Phosphodiesterase-Inhibitor Nerandomilast zu einer deutlichen Verlangsamung des Lungenfunktionsverlustes. Da die Autor*innen zudem ein vertretbares Sicherheitsprofil mit Diarrhoe als häufigster Nebenwirkung attestieren konnten, sprechen sie von einer – auch über 52 Wochen – wirksamen und sicheren neuen Therapieoption.
Quelle:
Autor Studienreferat: Dipl.-Psych. Annika Simon, Braunschweig